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Investmentnews: Ausblick für das zweite Quartal 2023!

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Lange galt es als wahrscheinlich, dass die größte Volkswirtschaft der Welt mit einem milden Konjunkturrückgang davonkommt. Mittlerweile zeigen sich Investoren besorgt, dass den USA ein starker Wirtschaftseinbruch droht. Der Grund? Die jüngsten Bankenbeben – ausgelöst durch den panikartigen Abzug von Kundengeldern – rückt die Anfälligkeit des Finanzsystems in den Fokus.

Weltwirtschaft

Die Bankenpleiten gelten derzeit als isolierte Fälle von Missmanagement mit geringer Ansteckungsgefahr für andere Institute. Der schnellste US-Zinserhöhungszyklus seit 40 Jahren verursacht jedoch Kollateralschäden. US-Regionalbanken, die etwa 40 % des Vergabevolumens und 70 % der Immobilienkredite stellen, müssen nun vorsichtiger bei der Kreditvergabe werden, was die US-Wirtschaft schwächen dürfte. Außerdem werden Jobs abgebaut. Seit Oktober entließen fast 800 US-Firmen durchschnittlich 10 % ihrer Belegschaft. Das sind so viele Entlassungen wie zuletzt im Rezessionsjahr 2009. Frühindikatoren, darunter die Geschäftsaussichten und Einkaufsmanagerindizes, deuten ebenfalls auf eine Rezession hin.

Ein Kreditstimulus, die Wirtschaftsöffnung und hohe Ersparnisse der Verbraucher in China sprechen derweil für eine milde US-Abkühlung. Lieferkettenengpässe nehmen dadurch ab und die chinesische Nachfrage kurbelt die Weltwirtschaft an. In Kombination mit den gesunkenen Energiekosten hat dies die Rezessionsgefahr für Europa deutlich reduziert. Gesunkene Rohstoff- und Produzentenpreise sowie eine rückläufige Mietinflation dürften zunächst zu geringeren Inflationsraten in den USA und Europa führen. Die US-Fed und die europäische Notenbank EZB befinden sich deshalb wohl in den letzten Zügen ihrer Zinserhöhungszyklen, die in Leitzinsen von 5,25 % bzw. 3,75 % gifpfeln dürften. Eine künftig strukturell erhöhte Inflation, u. a. wegen des Fachkräftemangels und Deglobalisierungskosten, lässt vorerst nur geringe Spielräume für Zinssenkungen. Steigende Staatsausgaben – ob für Verteidigung, Infrastruktur oder Energie – wirken preistreibend. Die Notenbanken werden den Zins hoch halten müssen, sich aber dazu veranlasst sehen, mit Liquiditätsspritzen und Anleihekäufen das Finanzsystem zu stützen.

Aktien

Die rechnerischen Ertragsaussichten für Aktien haben sich aufgrund der letztjährigen Bewertungsrückgänge und dem gestiegenen Inflationsniveau auf ein attraktives Maß von zirka 8 % pro Jahr erhöht. Selbst nach Abzug der erwarteten Inflation lassen sich für die nächsten Jahre etwa 5 % p. a. Realertrag prognostizieren. Gleichwohl entfallen wichtige Rückenwinde der letzten Dekade wie die niedrige Inflation, niedrige Arbeits- und Investitionskosten und die Globalisierung. Dadurch könnten sich die langfristigen Ertragsaussichten eintrüben. Das noch immer hohe Bewertungsniveau bei US-Titeln hält kurzfristig den Weltaktienmarkt zurück, der sich zu 60 % aus US-Titeln zusammensetzt. Im Vergleich mit Anleihen werden Aktienanleger derzeit aber nicht besonders gut für das eingegangene Risiko entlohnt. Eine anhaltende Aktienrallye wäre somit überraschend. Die Gewinnerwartungen bei Aktien müssten folglich in den kommenden Wochen revidiert werden. Eine Kursschwäche wäre die Konsequenz. Langfristig sind US-Firmen jedoch gut positioniert, da sie günstiger Energie beziehen, über ein innovationsfreudigeres Wirtschaftssystem mit starkem Binnenmarkt und neuer Subventionsbereitschaft verfügen sowie weniger von China als Absatzmarkt abhängig sind als EU-Unternehmen. Nicht nur die Abhängigkeit von China, auch die teure importbasierte Energieversorgung und ein Mangel an Sprunginnovationen (z. B. KI) schwächt Europa mittelfristig im globalen Wettbewerb. Die jüngst überraschend robuste Konjunktur quittierten heimische Aktien mit Kursgewinnen. Eine US-Wirtschaftsschwäche würde sich aber auch auf Europa auswirken. Bei Aktien sollten Anleger vorerst Vorsicht walten lassen. Konjunkturunempfindliche Unternehmen, z. B. defensive Qualitäts- und Dividendentitel scheinen angesichts einer drohenden Rezession interessant. Schwächt sich die Wirtschaft im Jahresverlauf erwartungsgemäß ab, könnte das strukturell höhere Gewinnwachstum auf Unternehmensebene bei Wachstums- und Tech-Firmen vom Markt honoriert werden. Zudem profitieren diese Titel von möglichen wirtschaftsfördernden Zinssenkungen, die im Rezessionsfall eintreten könnten, am stärksten. Nach einer Schwächephase sind Aufholeffekte bei asiatischen Aktien denkbar. Branchen mit einer Sonderkonjunktur sind per Definition von der aktuellen Gesamtwirtschaftslage unabhängiger und werden von anderen Faktoren angetrieben. Dies könnte etwa auf Bereiche zutreffen, die an der grünen Transformation mitwirken, z. B. erneuerbare Energien oder Zukunftsmetalle.

Anleihen

Bonds are back! Bei Anleihen gibt es endlich wieder attraktive Anlagechancen. Im ersten Quartal veränderten sich die Zinsen nach zwischenzeitlichen Kursgewinnen insgesamt aber nur wenig (vgl. Abb. 5). Die Zinserhöhungen westlicher Notenbanken dürften bald beendet werden, was Potenzial für steigende Anleihekurse eröffnet. Der Zinsgipfel in den USA wird voraussichtlich früher erreicht als in der Eurozone, nicht zuletzt weil die EZB erst später damit begann, die Zinsen zu erhöhen. Die Notenbank der Eurozone sieht sich mit einer hartnäckigeren Inflation konfrontiert – zum einen wegen der europäischen Abhängigkeit von Energieimporten. Zum anderen aufgrund der im Vergleich zu den USA ungünstigeren Demografie mit Arbeitskräftemangel und entsprechend hohen Lohnforderungen. Aktuell liegt die Teuerungsrate im Euroraum bei 6,9 % und in den USA bei 6 %. Real, also nach aktueller Inflation, bieten derzeit nur Hochzins- oder Schwellenländeranleihen eine positive Erträge.

Geht man jedoch von einer weiter fallenden Inflation und einer Zinspause aus, wären auch die vergleichsweise risikoärmeren Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonitäten aus den entwickelten Märkten wieder interessant. Rechnet man wie die Mehrheit der Investoren mit einer Rezession, müssten sich aus historischer Betrachtung heraus Staatsanleihen aus den USA oder Deutschland besonders vorteilhaft entwickeln. Selbst kurzlaufende Anleihen bieten wieder höhere Zinsen und sogar Geldmarktanlagen versprechen Zinsen von bis bis zu 3,5 %. Damit stellen sie eine echte Alternative zu Tages- und Festgeldern der Banken dar. In den Schwellenländern wurden die Zinsen meist früher erhöht als in den Industrienationen. Zinssenkungsfantasien könnten daher die Kurse bei Schwellenländeranleihen antreiben. Hochzinsanleihen könnten für wachstumsorientierte bis spekulative Anleger attraktiv sein. Es sollte aber höchstens mit einer kleinen Anfangsposition gestartet werden. Im Falle einer Rezession dürften sich die Risikoaufschläge erhöhen, was die Preise dieser Anleihen drückt. Dies kann dann aber für eine Aufstockung genutzt werden. Bleibt uns die Rezession allerdings erspart oder fällt diese milde aus, könnten Anleger mit diesen Anleihen einige Jahre Zinsen von über 7 % vereinnahmen.

Edelmetalle und Rohstoffe

Edelmetalle – insbesondere Gold – wurden in der Vergangenheit meist vom absehbaren Ende der Leitzinserhöhungen beflügelt. Ebenso dürfte die erhöhte Inflation den Preis treiben. Für den im ersten Quartal gefallenen Ölpreis wäre eine Stabilisierung und daraufhin eine Aufwärtstendenz wahrscheinlich. Das Wiederanlaufen der chinesischen Wirtschaft, Fördermengenkürzungen der OPEC-Staaten und der weltweit zunehmende Verbrauch müssten  dem Ölpreis zuträglich sein. Bei Spezial- und Industriemetallen wie Lithium, Kupfer oder Nickel, die für den Ausbau der erneuerbaren Energien benötigt werden, offenbaren sich immer größere Angebotsdefizite. Daher erscheinen sie ebenfalls aussichtsreich. Anleger können sich mit einem Anteil an Rohstoffinvestments für einen Anstieg des Rohstoffverbrauchs positionieren. Rohstoffe können zudem eine Absicherung gegen Inflation bieten.

Quellen

  1. Daten von Morningstar Direct und www.morningstar.de
  2. Berenberg basierend auf Daten von Berenberg/Bloomberg: Horizonte Q2/2023 (Stand: 16.03.2023)
  3. Daten von Research Affiliates, LLC und www.researchaffiliates.com (Stand: 31. März 2023)
  4.  iShares (2023): Effektivverzinsung einzelner Renten-ETFs, abrufbar unter: www.ishares.de
  5. Daten der Bundebank und Recherche von Focus Online

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Christian Ulrich LL.B.

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Weitere Infos

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