Der Kauf einer Immobilie ist meist die größte Investition im Leben. Umso wichtiger ist es, diese Investition durch eine Wohngebäudeversicherung abzusichern. Doch wie wird der Wert Ihres Gebäudes ermittelt und warum spielt der sogenannte Wert 1914 eine zentrale Rolle bei der Berechnung der Versicherungssumme? In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, wie die Wertermittlung in der Gebäudeversicherung funktioniert und was Sie unbedingt beachten sollten, um Unterversicherung zu vermeiden.
Der Wert 1914 in der Wohngebäudeversicherung: Was bedeutet das?
Die Grundlage zur Ermittlung der Versicherungssumme in der Wohngebäudeversicherung ist der Wert 1914. Aber warum wird ausgerechnet das Jahr 1914 als Ausgangspunkt genommen? Die Antwort liegt in der Geschichte: 1914 waren die Baupreise stabil und die Währung goldgedeckt. Seitdem hat sich die Berechnungsmethode bewährt, um den Wiederaufbauwert eines Gebäudes zu berechnen. Der Wert 1914 gibt an, was Ihr Haus im Jahr 1914 in Goldmark gekostet hätte.
Damit dieser historische Wert auch in der Gegenwart sinnvoll genutzt werden kann, wird er regelmäßig an die aktuellen Baukosten angepasst – und zwar mithilfe des Baupreisindex. Dieser Index wird vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht und spiegelt die Kostenentwicklung im Bauwesen wider.
Beispielrechnung: Wertermittlung für 2024
Um zu verstehen, wie der Wert 1914, der Baupreisindex und der aktuelle Neubauwert zusammenhängen, betrachten wir folgendes Beispiel:
- Der Wert 1914 Ihrer Immobilie beträgt 32.000 Mark.
- Der Baupreisindex 2024 liegt bei 2.000.
Die Berechnung des Neubauwerts sieht dann wie folgt aus:
Neubauwert = Wert 1914 x Baupreisindex / 100
Neubauwert = 32.000 x 2.000 / 100 = 640.000 Euro
Das bedeutet, dass Ihre Immobilie im Jahr 2024 einen Neubauwert von 640.000 Euro hat. Diese Summe gibt an, was es kosten würde, Ihr Haus heute neu zu errichten, sollte es durch einen Schaden vollständig zerstört werden.
Der Baupreisindex: Warum er so wichtig ist
Der Baupreisindex ist eine Kennzahl, die die Preisentwicklung für Bauleistungen und Baumaterialien abbildet. Er wird regelmäßig angepasst und sorgt dafür, dass Ihre Versicherungssumme immer auf dem aktuellen Stand ist. Dadurch wird vermieden, dass Ihr Gebäude unterversichert ist, wenn die Baupreise steigen. Es ist wichtig, diesen Index zu berücksichtigen, da sich Baukosten in den letzten Jahren stark verändert haben – nicht zuletzt durch steigende Material- und Arbeitskosten.
Unterschied Baupreisindex vs. Baukostenindex
Nicht zu verwechseln ist der Baupreisindex mit dem Baukostenindex. Der Baukostenindex erfasst die Kosten, die ein Bauunternehmen für Bauleistungen aufwenden muss, einschließlich Lohn- und Materialkosten. Der Baupreisindex hingegen misst die Preise, die ein Bauherr für den Bau oder die Erhaltung eines Gebäudes zahlt.
Wichtige Hinweise: Änderungen am Gebäude der Versicherung melden
Ein wesentlicher Punkt, den viele Hauseigentümer übersehen: Wenn der Wert Ihrer Immobilie durch Umbauten oder Modernisierungen steigt, müssen Sie das unbedingt Ihrer Versicherung melden. Dazu gehören:
- Anbau: Wenn Sie z.B. einen Wintergarten oder ein zusätzliches Stockwerk an Ihr Haus anbauen, erhöht sich der Gebäudewert.
- Ausbau: Der Ausbau des Dachbodens oder des Kellers erhöht ebenfalls den Wert Ihres Hauses.
- Sanierung: Durch eine umfangreiche Sanierung, z.B. durch den Austausch des Daches oder der Fassade, kann der Wert ebenfalls steigen.
Warum ist das wichtig? Wenn Sie diese Änderungen nicht melden, bleibt Ihre Versicherungssumme auf dem alten Stand und es kann zu einer Unterversicherung kommen. Das bedeutet, dass im Schadensfall nur ein Teil des tatsächlichen Wertes ersetzt wird – und Sie auf den restlichen Kosten sitzen bleiben.
Was passiert bei Unterversicherung?
Wenn Ihr Haus unterversichert ist und ein Schaden auftritt, ersetzt die Versicherung nur einen Teil der Schadenssumme, da die Versicherungssumme zu niedrig angesetzt ist. Zum Beispiel: Wenn Ihre Immobilie einen tatsächlichen Wert von 600.000 Euro hat, Sie aber nur für 400.000 Euro versichert sind, übernimmt die Versicherung im Schadensfall nur zwei Drittel der Kosten.
Fazit: Den Wert 1914 und den Baupreisindex richtig verstehen
Die Wohngebäudeversicherung ist eine unverzichtbare Absicherung für jede Immobilie. Der Wert 1914 ist dabei ein zentraler Punkt in der Berechnung der Versicherungssumme, der mithilfe des Baupreisindexes an die aktuellen Baukosten angepasst wird. Um im Schadensfall vollständig entschädigt zu werden, ist es wichtig, die Versicherung regelmäßig auf dem Laufenden zu halten – insbesondere nach Umbauten oder Wertsteigerungen am Gebäude. Nur so kann eine Unterversicherung vermieden werden.
Falls Sie unsicher sind, ob der Wert Ihres Gebäudes korrekt erfasst wurde oder ob Sie Ihre Versicherungssumme anpassen sollten, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich gerne für eine persönliche und unverbindliche Beratung.
Mit besten Grüßen
Christian Ulrich LL.B.