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Wohnriester: Warum die Eigenheimrente oft mehr schadet als nützt!

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Wohnriester – eine Kombination aus staatlicher Förderung und Immobilienfinanzierung – klingt auf den ersten Blick verlockend: Wer die eigenen vier Wände kauft oder entschuldet, soll von Zulagen und Steuervorteilen profitieren. Doch hinter dem scheinbar attraktiven Konzept lauern viele Fallstricke. Verbraucherschützer wie die Verbraucherzentrale kritisieren immer wieder die hohen Kosten, die mangelnde Flexibilität und die versteckten Risiken, die Wohnriester mit sich bringt.

In diesem Beitrag werfen wir einen kritischen Blick auf die Schattenseiten von Wohnriester und zeigen, warum viele Deutsche mit dieser Finanzierungsform langfristig draufzahlen.

Was ist Wohnriester?

Wohnriester wurde 2008 eingeführt, um das Wohnen im Eigenheim als Altersvorsorge zu fördern. Grundsätzlich funktioniert es so:

  • Staatliche Zulagen und Steuervorteile können entweder in einen Riester-Bausparvertrag oder direkt in die Tilgung eines Immobilienkredits fließen.
  • Förderfähige Personen erhalten 175 Euro Grundzulage pro Jahr. Eltern können zusätzlich eine Kinderzulage von 185 bis 300 Euro pro Kind erhalten.
  • Die Förderung dient entweder dem Kauf, Bau oder der Entschuldung einer selbst genutzten Immobilie.

Was zunächst nach einem guten Konzept klingt, entpuppt sich jedoch für viele Verbraucher als kompliziert und teuer – mit versteckten Nachteilen, die auf den ersten Blick oft nicht ersichtlich sind.

Die größten Nachteile von Wohnriester

1. Hohe Kosten von Anfang an

Wohnriester-Verträge sind häufig mit hohen Abschluss- und Verwaltungskosten verbunden. Diese Gebühren belasten die Rendite erheblich und sorgen dafür, dass die staatliche Förderung teilweise vollständig aufgezehrt wird.

  • Abschlussgebühren: Bei Bausparverträgen beträgt die Abschlussgebühr meist 1–1,6 % der Bausparsumme. Das klingt zunächst wenig, aber bei einer Bausparsumme von 200.000 Euro zahlen Verbraucher bis zu 3.200 Euro, bevor sie überhaupt sparen können.
  • Kontoführungsgebühren: Viele Wohnriester-Produkte erheben jährlich Verwaltungskosten, die sich schnell summieren und die Förderung weiter schmälern.
  • Hohe Darlehenszinsen: Einige Wohnriester-Darlehen bieten schlechtere Konditionen als klassische Baufinanzierungen, was die Ersparnisse zusätzlich reduziert.

Kritikpunkt: Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass die Kosten vieler Wohnriester-Produkte in keinem Verhältnis zu den angeblichen Vorteilen stehen und dass Kunden oft gar nicht erkennen, wie stark die Gebühren ihre Rendite mindern.

2. Versteckte Risiken durch die nachgelagerte Besteuerung

Ein Hauptargument für Wohnriester ist die Förderung durch Zulagen und Steuervorteile. Doch was viele Verbraucher nicht wissen: Diese Förderung ist nicht geschenkt. Im Ruhestand müssen sämtliche geförderten Beträge versteuert werden.

  • Über das sogenannte Wohnförderkonto werden alle Zulagen und steuerlichen Vorteile gesammelt. Auf diesen Betrag wird jedes Jahr ein fiktiver Zinssatz von 2 % aufgeschlagen.
  • Bei Renteneintritt wird der gesamte Betrag des Wohnförderkontos versteuert – entweder auf einen Schlag oder in Raten bis zum 85. Lebensjahr.

Beispiel:

  • Förderbetrag: 2.000 Euro pro Jahr über 20 Jahre = 40.000 Euro.
  • Durch den 2 %-igen Aufschlag wächst der Betrag bis zur Rente auf ca. 60.000 Euro.
  • Bei einem Steuersatz von 25 % müssten 15.000 Euro an Steuern gezahlt werden – eine erhebliche Belastung im Ruhestand.

Kritikpunkt: Verbraucher unterschätzen oft die Steuerlast im Alter, da die nachgelagerte Besteuerung im Verkaufsprozess selten transparent kommuniziert wird.

3. Fehlende Flexibilität: Eine lebenslange Bindung an die Immobilie

Wohnriester zwingt Verbraucher, ihre Immobilie selbst zu nutzen – und zwar auf Dauer. Sobald die Immobilie verkauft oder vermietet wird, können Fördergelder zurückgefordert werden.

  • Vermietung: Sollten Sie Ihre Immobilie später vermieten, müssen alle Zulagen und steuerlichen Vorteile nachträglich versteuert werden – das kann zu hohen Nachforderungen führen.
  • Verkauf: Wer sein Haus oder seine Wohnung verkauft, ohne direkt eine neue geförderte Immobilie zu kaufen, muss ebenfalls die Förderung zurückzahlen.
  • Umzug: Ein beruflicher oder privater Umzug wird durch diese Regelungen unnötig kompliziert.

Kritikpunkt: Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass Wohnriester-Verträge Verbraucher stark einschränken und nicht auf veränderte Lebenssituationen reagieren. Gerade für jüngere Menschen, deren Lebensplanung oft noch unklar ist, ist Wohnriester daher wenig geeignet.

4. Unattraktiv in Niedrigzinsphasen

Wohnriester wurde ursprünglich eingeführt, um sich langfristig niedrige Zinsen zu sichern. Doch in Zeiten, in denen Immobilienkredite ohnehin historisch günstig sind, verliert dieses Argument an Gewicht.

  • Klassische Baufinanzierungen bieten oft ähnliche oder sogar bessere Zinskonditionen – ohne die hohen Kosten und Einschränkungen eines Wohnriester-Vertrags.
  • Die Zinsen auf das angesparte Guthaben in Wohnriester-Bausparverträgen liegen meist unter 1 %, was angesichts der Inflation zu einem realen Wertverlust führt.

Kritikpunkt: Wohnriester ist in der aktuellen Zinslandschaft kaum noch konkurrenzfähig. Viele Verbraucher könnten durch eine klassische Finanzierung oder andere Sparmodelle deutlich günstiger fahren.

5. Intransparenz und Komplexität

Wohnriester-Produkte sind oft so kompliziert gestaltet, dass selbst gut informierte Verbraucher Schwierigkeiten haben, die genauen Kosten und Risiken zu verstehen.

  • Riester-Bausparverträge und Kombimodelle mit Vorfinanzierungsdarlehen sind besonders intransparent. Kunden zahlen dabei häufig doppelt – nämlich Zinsen für das Vorfinanzierungsdarlehen und Beiträge in den Bausparvertrag.
  • Die tatsächlichen Gesamtkosten eines Wohnriester-Vertrags sind oft schwer nachvollziehbar und werden im Verkaufsprozess nicht ausreichend kommuniziert.

Kritikpunkt: Laut Verbraucherzentrale stehen viele Wohnriester-Produkte in der Kritik, weil sie nicht nur teuer, sondern auch unnötig kompliziert sind. Kunden verlassen sich auf den vermeintlichen Vorteil der Förderung, ohne die langfristigen Konsequenzen zu verstehen.

Fazit: Wohnriester – Ein Modell mit mehr Nachteilen als Vorteilen

Wohnriester wird häufig als attraktive Möglichkeit beworben, um den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese Finanzierungsform oft als kompliziert, teuer und unflexibel. Die hohen Kosten, die nachgelagerte Besteuerung und die fehlende Anpassungsfähigkeit an veränderte Lebenssituationen machen Wohnriester für viele Verbraucher unattraktiv.

Für wen lohnt sich Wohnriester?

  • Familien mit mehreren Kindern, die von den hohen Kinderzulagen profitieren.
  • Personen, die sicher sind, dass sie ihre Immobilie langfristig selbst nutzen werden.

Für alle anderen gibt es bessere Alternativen:

Mein Tipp: Prüfen Sie Wohnriester genau, bevor Sie einen Vertrag abschließen. Lassen Sie sich unabhängig beraten und vergleichen Sie die Kosten mit alternativen Finanzierungsmöglichkeiten. Oft ist die scheinbar attraktive Förderung nicht so lohnenswert, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Kontaktieren Sie mich gerne für eine persönliche und unverbindliche Beratung.

Mit besten Grüßen
Christian Ulrich LL.B.

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